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Re: Anarchie

Verfasst: Mi 19. Jan 2011, 19:03
von Erumee
Wenn jeder tun könnte, was er will... nee, das geht auf keinen Fall gut. Vielleicht vor paar tausend Jahren, aber jetzt nicht mehr.
Meiner Meinung nach muss der Mensch kontrolliert werden, denn er ist in meinen Augen eine Art Zerstörungsmaschine. Und wenn jeder machen kann, was er will... Ich könnte mir gut vorstellen, dass das in Kriege ausartet. Man sieht das doch bei Tieren. Nehmen wir als Beispiel mal die Affen. Die haben auch ein Oberhaupt, das sozusagen das Sagen hat und gegen andere Affengruppen in den "Krieg" ziehen lassen. Gibt da ein sehr gutes Beispiel mit Schimpansen, wo sich die jüngeren von den älteren abgesondert haben und ständig angriffen, bis kein Schimpanse aus der älteren Gruppe mehr lebte.
Ich schätze, so würde das auch enden. Der Stärkste filtert sich raus, schüchtert die anderen ein und hat die Macht. Dann passiert das mit der Diktatur und wie kaddifan#1 bereits sagte.

Ein anderes Szenario sehe ich auch gar nicht, weil der Mensch von Natur aus machtbesessen ist. Hat man oft genug erlebt. Wenn es anders wäre, wäre das natürlich super. Dann kann jeder das tun, was ihn glücklich macht, aber das ist dann wohl Traumdenken (mir fällt dieses eine dumme Wort gerade nicht ein....)

Re: Anarchie

Verfasst: Mo 14. Feb 2011, 10:14
von Graf von Tilly
Krieg bei Anarchie funktioniert nicht. Denn eine Vorraussetzung für Krieg ist ja, dass eine Gruppe gegen eine andere kämpft. In der Anachie gibt es aber keine Gruppen, da Gruppen eine Regierung benötigen. Es gäbe höchstens Streit zwischen zwei einzelnen Personen.

Ich sehe da vielmehr das Problem, dass Anarchie ebenso ein Ideal ist wie die Freie Marktwirtschaft oder der Marxsche (richtig so?) Kommunismus, welche so ja nicht umsetzbar sind.
Bereits die Strukturen innerhalb einer Familie machen eine freie Entfaltung im Sinne der Anarchie unmöglich. Sprich, für eine Anarchie müsstet man einen Menschen von anfang an von allen anderen Menschen isolieren, da sich sonst automatisch wieder ... "Regierungs"-Struckturen bilden. Sprich, Anarchie ist nicht möglich, Anomie dagegen, denke ich jedenfalls, in gewissem Maße schon.

Re: Anarchie

Verfasst: Di 29. Okt 2013, 20:40
von FanorilAsaeh
Das Problem läuft eigentlich immer auf den selben Punkt hinaus. Was definiert man als Anarchie? ...
Ich würde das ganz wörtlich sehen als an - arche von arche Herrschaft und den alpha-präfix als Verneinung (in dem Fall mit nem Sprechvokal) also salop gesagt: als ein Zustand, in dem keine Herrschaft existiert. Genauer müsste man sagen: ein Zustand in dem keine Herrschaft denkbar ist (die Griechen waren immer sehr weit mit ihren Begriffen ... der alpha-Präfix ist meines Wissens nach auch ontologisch zu fassen (man möge mich korrigieren, falls ich falsch liege, da ich kein alt-Grieche bin :D)).
Die Frage wäre dann, welcher Zustand einer Menge von Individuen die nötigen Randbedingungen liefert, dass sie völlig frei einer Herrschaft zusammen leben. Das Problem ist ja deutlich das miteinander. Gebe es nur einen Menschen auf der Welt, wäre die Rede von Gesetzen zwischen Rechtssubjekten völlig abstrus (man braucht immer mindestens zwei, zwischen denen eine Rechtsverbindung geschaffen wird, die beiden Individuen ein Sollen auferlegt). Das heißt die Frage ist immer eine Soziale.
Und da wäre der Punkt auf den schon viele vor mir hier gestoßen sind. Die Frage: wie ist der Mensch? Wie verhält er sich ohne Regierungsformen? Was ist sein Naturzustand? Was ist sein Naturzustand, wenn man mehr als einen Menschen annimmt?

Zu Graf von Tilly:

Ich denke, dass Anomie ein Teil der Anarchie ist. Anomie verstehe ich hierbei wieder wörtlich als ... a-nomie (von nomos - das Gesetz ... wie in Astronomie - Gesetz der Sterne). Wenn du sagst, dass Anomie zwar denkbar ist, Anarchie aber nicht, so lässt sich folgern, dass unter einer Herrschaft eine Anomie möglich ist. Eine Herrschaft ohne Gesetze ist jedoch etwas, was sich meinem Verständnis entzieht :D .