Sprachtot hat geschrieben:Ich bin stolzer Deutscher seit Generationen, lediglich mit einem franzözischen Zweig, der relativ kurz ist und in Deutschland startete. Nationalstolz ist etwas was uns Deutschen aberkannt wird, ihr hatte ja Hitler, aber ich lass mir diese Schuld nicht aufdrücken, ich bin Deutscher ohne Schuld.
Hat irgendwer Gegenteiliges behauptet? Du bist genausowenig verantwortlich wie ich- also, cool down...
*gg*
Deutschland ist zum Teil eine Kultur, deutsche Kultur! Wir haben Tugenden! Das ist Deutschland!
Wir haben Tugenden,- das ist Deutschland? Unsere Tugend ist Deutschland?
Also erst einmal hatte Deutschland nie eine einheitliche kulturelle Prägung, wie es bsplw. in Frankreich der Fall war. Im Grunde war es jene Einheit, um die sich das Heilige Römische Reich über Jahrhunderte befehdet hat. Größtenteils war dies eine Zweckgemeinschaft, die auf Machtverhältnisse jeglicher Art fußte- von Einigkeit war da noch überhaupt nichts zu spüren.
Das was Du als "kulturstiftend" begreifen könntest, war erst das Deutsche Kaiserreich. Inwiefern jenes Tugenden derart vertreten hat, dass jene bis heute überdauert haben, mag jeder selbst entscheiden. Faktisch spielte die regionale Prägung noch in der Nachkriegszeit eine wesentlich größere Rolle, (preußische, hanseatische Tugenden)-- heute ist davon nicht mehr viel zu spüren, es sei denn, man lacht sich bei RTLs "Schwiegertochter gesucht!" über den leicht schusseligen 50jährigen Ostfriesen tot, der immer noch bei Mami lebt-- der Ostfriese ist überhaupt ein Kulturgut an sich.
Hört mir auch mit eurem Geheule über einen "korrupte" Regierung, über "Liquid Democrazy", was auch immer das heißen soll, flüßige Volk verrückt? Das ist noch nichtmal richtiges Englisch. Wozu haben wir unsere deutsche Sprache? Wir brauchen keine Anglizismen um uns auszudrücken!
Natürlich brauchen wir das theoretisch nicht. Genauso müsste auch theoretisch kein Franzose Englisch lernen- de facto mögen das die Franzosen immer noch nicht so sehr. Aber solche Sprachenmischungen sind ganz gewöhnlich und die findest Du in jeder Epoche- Deiner Logik folgend (der deutschen Geschichte und Kultur nach) müssten wir hier eher noch alle fließend Latein sprechen, denn Deutsch- letzteres war vor Jahrhunderten noch ein Kauderwelsch, der regionalen Unterschieden teils größter Coleur ausgesetzt war. Das was die deutsche "Kultur", wie Du es nennst, im Wesentlichsten beeinflusst hat, ist ihre christliche, überwiegend katholische Prägung. Die urdeutsche Sprache gab es nie.
Später war dann das Latinum immer noch Sprache der Gelehrten, hat sich aber mehr und mehr mit dem Französischen vermischt, weil jenes am weitesten verbreitet war. Schau Dir doch mal Texte von Kant, Schopenhauer oder Nietzsche an- gerade bei letzterem begreifst Du bestimmte Gedanken gar nicht, wenn Du seine wohldosierten lateinischen Einwürfe nicht verstehst.
Das ist es was ich ein der neu-deutschen Gesellschaft regelrecht verachte, das verleumden der eigenen Sprache und das Ersetzen von deutschen Wörtern durch, meist nicht mal korrekte, englische Begriffe!
So what? *gg* Das war immer so und das wird auch immer so bleiben, so lange Völker Handel treiben- dieser hat immer was mit Kommunikation zu tun,- manchmal ist jene auch der einzige Wert, der vermittelt wird. Die Tatsache, dass Sprachen sich vermengen, ist keine Neuigkeit, sondern einfach Teil ganz normaler Entwicklung der Völkerwanderung, des Handels-- ja, des menschlichen Fortschritts. Die intellektuelle Fähigkeit, sich zu verständigen, ist eine der größten Chancen unserer Zeit. Auf der anderen Seite aber auch eine große Bedrohung,- aber alles hat seine Kehrseite.
Ich sage nicht das meine Grammatik korrekt ist, aber ich schaffe es, im Sinne meiner Nationalität, benutze ich die mir gegebenen Sprache!
Bei dem Satz könnte man ja fast meinen, die letzte Feststellung sei absichtlich platziert worden *g*.
Ich bin kein Freund von zwanghaften Anglizismen, aber auch keiner von ebenso zwanghaften Eindeutschungen. Aber darum geht es hier auch nicht- es geht um eine okkulte, nicht zu erahnende Form der Ideologie, auf die Du Dich berufst- wobei Dir offensichtlich nicht so hundertprozentig klar ist, was genau das ist, worauf Du Dich berufst. Aber damit illustrierst Du eines der größten Traumata des Vereinten Deutschlands. Ein Prof von mir sagte mal- Auf der Suche nach der Identität,- auf nach Afrika-- das ist zwar eine sehr kurzsichtige Interpretation der Kolonialgeschichte (die jedes andere große europäische Land genauso betrifft), aber die kulturelle Analyse ist gar nicht mal so falsch.
Bei dem verzweifelten Versuch, die Landesidentität zu definieren, landet man stets immer wieder bei der deutschen Sprache und sieht jene in Gefahr, (was vollkommen lächerlich ist),- aber jeder Nadelstich in eine ganz dünne (gewissermaßen noch "junge") Haut ist eben schmerzhaft.
Das zeigt nur, wie wenig sinnvoll es im Allgemeinen ist, seine Identität über Nationalstolz zu definieren.
In diesem Sinne - Deutschland heillig Vaterland!
In dem Zusammenhange fällt mir gerade ein Zitat des kürzlich Verstorbenen ein:- "Ich will nicht wiedervereinigt werden"... Im gewissen Sinne kein schlechter Hinweis- "jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört" ist grundsätzlich kein Gedanke, den die Geschichte bestätigen würde. Aber mit "heilig" bist Du auf dem richtigen Wege.